1. Tag (Sa., 19.04.2025): Flug Frankfurt – Sofia, Fahrt nach Sliven
Am Flughafen von Sofia begrüßt uns unsere Reiseleiterin, die heimische, deutschsprachige Botanikerin Mihaela Yordanova. Sogleich startet die Weiterfahrt in Richtung Sliven, wo wir am Rande des Nationalparks Sinite Kamani die erste Nacht verbringen. Beim gemeinsamen Abendessen stimmen wir uns auf die bevorstehende Entdeckungsreise durch die botanischen Schätze der Schwarzmeerküste ein. (A)
Eine Übernachtung nahe Sliven.
2. Tag (So., 20.04.2025): Sliven – Aitos – Sozopol
Botanisieren im Naturpark Sinite Kamani
Die markanten, oberhalb der Stadt Sliven aufragenden blau-grauen Rhyolith-Felsen verleihen dem Naturpark Sinite Kamani („Blaue Felsen“) seinen Namen. Aufgrund der speziellen Geologie weist der Naturpark trotz seiner relativ geringen Größe eine sehr hohe Biodiversität mit zahlreichen Endemiten auf: Er beherbergt 108 Arten mit nationalem und internationalem Naturschutzstatus sowie 43 Arten und 2 Unterarten der Roten Liste Bulgariens; 15 Arten und 1 Unterart kommen nur in Bulgarien vor, 28 weitere Arten sind auf den Balkan beschränkt. Wir botanisieren den Vormittag in dieser beeindruckenden Landschaft und suchen unter Krimbuchen (Fagus x moesiaca) u. a. nach der Wildtulpe Tulipa sylvestris ssp. australis, verschiedenen Orchideen (Orchis simia, O. ovalis, O. pinetorum, Ophrys mammosa, O. sphegodes), Reichenbachs Schwertlilie (Iris reichenbachii), Goldquirl-Garbe (Achillea clypeolata) und Niedriger Königskerze (Verbascum humile). Ob wir auch zu den etwas abgelegenen Wuchsorten von Tulipa urumoffii (T. hungarica ssp. rhodopea) wandern, werden wir erst vor Ort je nach Wetterbedingungen entscheiden können.
Nachmittags brechen wir in Richtung Schwarzmeerküste auf, nicht ohne einen Zwischenstopp nahe der Stadt Aitos einzulegen. Denn hier gedeiht die endemische Lokalform des kleinköpfigen Tragants (Astragalus aitosensis). Schließlich beziehen wir im malerischen Küstenstädtchen Sozopol unser Quartier. (F, M, A)
Eine Übernachtung in Sozopol.
3. Tag (Mo., 21.04.2025): Sozopol – Sinemorets
Flussläufe & Dünen im Biosphärenreservat Ropotamo
Unsere botanische Entdeckungsreise führt uns heute weiter die südliche Schwarzmeerküste entlang durch das Biosphärenreservat Ropotamo, das vor allem den Mündungsbereich des namensgebenden Flusses umfasst. Als Jagdgebiet der Staatsführung war dieser Bereich, wie auch das nahegelegene megalithische Felsenheiligtum Begliktash, zu kommunistischen Zeiten nicht zugänglich, so dass sich hier weitestgehend unberührte Naturräume erhalten haben. Wir werden zudem einige Dünenkomplexe mit ihrer spezifischen Flora besuchen.
Zu den botanischen Highlights dieses Küstenabschnitts zählen u. a. Pfauen-Anemone (Anemone pavonina), Bithynischer Blaustern (Scilla bithynica), Penzes‘ Schaumkraut (Cardamine penzesii), Sommer-Knotenblume (Leucojum aestivum), Gelber Affodil (Asphodeline lutea), Velenovskys Ochsenzunge (Anchusa velenovskyi) und Bulgarischer Lein (Linum tauricum subsp. bulgaricum). (F, M, A)
Eine Übernachtung in Sinemorets.
4. Tag (Di., 22.04.2025): Sinemorets – Mladezhko
Südliche Schwarzmeerküste & Naturpark Strandzha
Direkt bei Sinemorets liegt ein wunderschönes Schutzgebiet an der Mündung des Flusses Veleka. Hier studieren wir vormittags nochmals die Dünen- und Küstenvegetation, aber auch Auwälder mit ihren typischen Lianen. Zu unseren Zielarten zählen dabei z. B. weißfrüchtige Esche (Fraxinus angustifolia subsp. oxycarpa), Schmetterlings-Knabenkraut (Orchis papilionacea), Strandwinde (Calystegia soldanella), Sumpfwolfsmilch (Euphorbia peplis), Königskerze (Verbascum bugulifolium) und Griechische Baumschlinge (Periploca graeca).
Am Nachmittag erkunden wir die alten Wälder des Strandzha-Naturparks und wandern zu einem Schutzgebiet mit für die Region repräsentativen Ostbuchen (Fagus orientalis), verschiedenen Eichenarten, darunter die endemische Strandzha-Eiche (Quercus stranjensis), und Pontischem Rhododendron (Rhododendron ponticum), der Stammart vieler unserer Garten-Rhododendren. Hier begegnen wir weiteren wertvollen Pflanzenarten der pontischen und kolchischen Flora wie Pontischem Seidelbast (Daphne pontica), Kaukasischem Borretsch (Trachystemon orientalis) und Flaumiger Elfenblume (Epimedium pubigerum). Abends beziehen wir unser Quartier in einem kleinen Dorf am Fluss Mladezhka im Nordwesten des Strandzha-Naturparks. (F, M, A)
Zwei Übernachtungen in Mladezhko.
5. Tag (Mi., 23.04.2025): Tagesexkursion im Strandzha-Naturpark
Heute werden wir den ganzen Tag im Strandzha-Naturpark botanisieren, dem größten Schutzgebiet Bulgariens, das im Osten ans Schwarze Meer und im Süden an die Türkei grenzt. Der geologische Kern des Strandzha-Gebirges setzt sich aus Gneis und Granit zusammen und ist zum Teil von Tertiärschichten überdeckt. Bereits 1931 wurde hier ein erstes Gebiet unter Naturschutz gestellt. Bis heute dient der Naturpark vor allem dem Schutz von Reliktpflanzen, die noch aus den wärmeren Erdperioden des Tertiärs stammen. An den Quellen des Flusses Mladezhka werden wir nach blühenden Pfingstrosen (Paeonia peregrina) in ihrer natürlichen Umgebung suchen und uns am Nachmittag zu einem der wenigen Aussichtspunkte, einem Karstgebiet mit einer Höhe von nur ca. 250 m, begeben. Wir erwarten heute besondere Arten wie die Pontische Schachblume (Fritillaria pontica), Duftiris (Iris suaveolens), die Traubenhyazinthe Muscari vandasii, Gehörnte Ragwurz (Ophrys cornuta) und den sehr seltenen endemischen Ehrenpreis Veronica turrilliana. (F, M, A)
6. Tag (Do., 24.04.2025): Mladezhko – Varna
Historisches Dorf Brashlyan & UNESCO-Weltkulturerbe Nessebar
Bevor wir die Ruhe der alten Strandzha-Wälder wieder verlassen, besuchen wir das Dorf Brashlyan – ein kleines Kulturjuwel des Naturparks. Die historischen Häuser aus dem 18. und 19. Jh. mit ihrer typischen Strandzha-Holzarchitektur bewahren ein kulturelles Erbe der Region.
Dann geht es wieder zurück an die bulgarische Schwarzmeerküste nach Varna. Auf dem Weg werden wir mehrere botanische Stopps einlegen, unter anderem in der Nähe des Dorfes Schkorpilovtzi zur Erkundung der dortigen Dünenvegetation mit Borzas Steinkraut (Alyssum borzaeanum), Strand-Schneckenklee (Medicago maritima), Echtem Meerkohl (Crambe maritima) u.v.m. Aber auch für ein weiteres kulturelles Highlight, die in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommene Stadt Nessebar, werden wir uns etwas Zeit nehmen. Die nur über einen schmalen Damm erreichbare Altstadt geht auf eine thrakische Siedlung zurück und ist ein wahres Freilichtmuseum vergangener Epochen! (F, M, A)
Eine Übernachtung bei Varna.
7. Tag (Fr., 25.04.2025): Varna – Kavarna/Krapets
Naturpark Slatni Pjassazi & Botanischer Garten von Baltschik
Erste Station auf unserem weiteren Weg in den Norden ist das Felsenkloster Aladzha, das an der Grenze zum Naturpark Slatni Pjassazi (Goldstrand) liegt. Wir werden von hier aus einem der Wanderwege im Naturpark folgen und unter hunderte Jahre alten Bäumen botanisieren. Wir erwarten hier u. a. Römisches Knabenkraut (Dactylorhiza romana), Hohe Stechwinde (Smilax excelsa), Blauen Steinsamen (Buglossoides purpuraeocaerulea), Europäischen Zürgelbaum (Celtis australis), Honigduftenden Rutenstrauch (Osyris alba) und wildwachsenden Flieder (Syringa vulgaris).
Das nächste Ziel unserer Fahrt Richtung rumänischer Grenze ist die kleine Stadt Baltschik. Zum dortigen Architektur- und Parkkomplex des „Schlosses der rumänischen Königin Maria“ gehört ein 100 Jahre alter Botanischer Garten. In dieser Außenstelle der Universität Sofia werden über 3.000 seltene Pflanzenarten kultiviert, darunter alleine mehr als 200 verschiedene Baumarten sowie die zweitgrößte Kakteensammlung Europas. Wir hoffen, je nach den saisonalen Arbeitszeiten der zuständigen Betreuer, auch einen Blick hinter die Kulissen zu erhalten. (F, M, A)
Zwei Übernachtungen in Kavarna/Krapets.
8. Tag (Sa., 26.04.2025): Dünenflora und Kap Kaliakra
Der letzte Tag an der nördlichen Schwarzmeerküste gilt nochmals dem ausführlichen Studium der hiesigen Flora. Wir werden mehrere Schutzgebiete besuchen, um die bedrohte endemische Strandwinde (Convolvulus persicus), Nickenden Salbei (Salvia nutans), Sibirischen Meeresrosmarin (Argusia sibirica), Spruners Tragant (Astragalus spruneri), Wegerichblättrigen Natternkopf (Echium plantagineum), Niederliegende Lappenblume (Hypecoum ponticum) und verschiedene Frühlingsblüher wie Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis), Zwergiris (Iris pumila) und als besonderes Highlight die Pfingstrosen (Paeonia peregrina) und (Paeonia tenuifolia) zu bewundern.
Anschließend besuchen wir die malerische, wildromantische Landzunge des Kap Kaliakra, die über zwei Kilometer ins Meer ragt und an der Spitze 60 m steil ins Meer abfällt. Neben einer interessanten Vegetation lassen sich hier auch interessante Vogelarten wie Kalanderlerche, Triel, Nonnensteinschmätzer, Krähenscharbe und mit etwas Glück sogar Delfine und Robben beobachten. (F, M, A)
9. Tag (So., 27.04.2025): Kavarna/Krapets – Veliko Tarnovo
Orchideenreiche Wälder & historische Hauptstadt
Heute verlassen wir die Schwarzmeerküste und reisen nach Westen bis in die alte bulgarische Hauptstadt Veliko Tarnovo. Zunächst werden wir in den Naturschutzgebieten Madara- und Schumen-Plateau an der östlichen Grenze der Donautiefebene botanisieren. 90% dieser Naturparks nehmen Wälder ein, die vor allem von Krimbuchen (Fagus x moesiaca) gebildet werden, aber auch Zerreiche (Quercus cerris), Bergahorn (Acer pseudoplatanus), weißfrüchtige Esche (Fraxinus angustifolia subsp. oxycarpa) und Judasbaum (Cercis siliquastrum) enthalten. Vor allem sind sie aber reich an Frühlingsorchideenarten wie Orchis purpurea, O. simia, O. tridentata und Ophrys insectifera sowie vielen Vögeln. Weitere Arten dieses Gebietes sind u. a. König Boris‘ Hundskamille (Anthemis regis-borisii), Laxmanns Günsel (Ajuga laxmannii), die östlichsten Vorkommen der Zungen-Glockenblume (Campanula lingulata), Diptam (Dictamnus albus) und die Liburnische Junkerlilie (Asphodeline liburnica). Dann erreichen wir Veliko Tarnovo, das malerisch über den Steilufern des Jantra-Flusses gelegen auf eine lange und reiche Geschichte zurückblickt. Bereits aus der Bronzezeit zeugen erste Siedlungsreste, die Römer befestigten die Stadt, es folgten Byzantiner und Slawen. Im 13. und 14. Jahrhundert erlebte die damalige Hauptstadt des Zweiten Bulgarischen Reichs ihre Blütezeit. Über allem thront die majestätische Festung Tsarevets. (F, M, A)
Eine Übernachtung bei Veliko Tarnovo.
10. Tag (Mo., 28.04.2025): Veliko Tarnovo – Shipka-Pass – Kazanlak/Rosental – Sofia
Frühjahrsflora & Kulturschätze im Balkangebirge
Von der ehemaligen Hauptstadt brechen wir zur Rückreise in die heutige Hauptstadt Bulgariens auf. Um die Möglichkeit zu mehr botanischen Pausen zu haben und auch die Frühlingsflora der Hochlagen erleben zu können, wählen wir die längere und landschaftlich reizvollere Route durch das Balkangebirge. Hier befinden sich z. B. Vorkommen von Crocus veluchensis, Leberblümchen (Hepatica nobilis) und Holunder-Knabenkraut (Dactylorhiza sambucina).
Vom Shipka-Pass führt die Bergstraße kurvenreich hinunter in das berühmte Rosental Bulgariens. 70% der weltweiten Rosenöl-Produktion stammen aus dem hiesigen, traditionsreichen Rosenanbau. Während der Fahrt durch die malerische thrakische Ebene besuchen wir bei Kazanlak auch eines der Thrakischen Königsgräber aus dem 4. Jh. v. Chr. Sie erhielten 1979 von der UNESCO den Weltkulturerbe-Status. Die thrakischen Stämme, die in der Antike auf der Balkanhalbinsel lebten, zeichneten sich durch hervorragende Kenntnisse der Goldschmiedekunst aus und spielten eine wesentliche Rolle in der antiken Balkankultur. (F, M, A)
Eine Übernachtung in Sofia.
11. Tag (Di., 29.04.2025): Rückflug Sofia – Frankfurt
Nach einem gemütlichen Frühstück heißt es dann Abschied nehmen von einer faszinierenden Reise mit zahlreichen botanischen, aber auch kulturhistorischen Neuentdeckungen. Transfer zum Flughafen Sofia und Rückflug nach Deutschland. (F)
Vorbehalt
Änderungen im Programmverlauf (beispielsweise wetterbedingt) behalten wir uns vor.